Kaiser Maximilian

Die Hofmusikkapelle

Wenn Kaiser Maximilian nicht gerade auf Reisen war - und das war er fast ununterbrochen - beschäftigte er sich gern mit Kunst und Kultur. Seine besondere Liebe galt der Musik. Es war in Augsburg, daß er sich erstmals mit dem Gedanken trug, eine eigene Hofmusikkapelle zu formieren. 1494 kristallisierten sich die Gedanken, vier Jahr, nachdem der Kaiser durch den Erwerb Tirols die habsburgischen Erblande erstmals seit einem Jahrhundert wieder vereint waren.

Paul Hofhaimer

Mit der Tiroler Metropole Innsbruck »erwarb« Maximilian einen der bedeutendsten Musiker seiner Zeit, Paul Hofhaimer, der seit 1478 der Organist am Hofe von Maximilians Onkel Herzog Sigismund wirkte. Hofhaimer war ein dermaßen brillanter Musiker, daß der Kaiser ihn - wohl als ersten Musik, dem eine solche Ehre zuteil wurde - in den Adelsstand erhob, nachdem er bei der glanzvollen Doppelhochzeit, die den Habsburgern den Anspruch auf die Königswürde Böhmens und Ungarns sicherte, für die eindrucksvolle musikalische Ausgestaltung gesorgt hatte.1497 war es so weit: Hall in Tirol, ganz in der Nähe Innsbrucks, wurde zur ersten Station der maximilianischen Hofkapelle.

Heinrich Isaac

Mit Heinrich Isaac gewann der Kaiser einen weiteren großen Meister als musikalischen Leiter.

Wenig später erließ Maximilian ein Edikt, wonach die Hofmusikkapelle in der Wiener Hofburg wirken sollte.

Die kirchliche Musizierpraxis sah bei Hochämtern des öfteren vor, daß die musikalische Ausgestaltung des Gottesdienstes zwischen dem von Isaac befehligten Chor und dem kaiserlichen Organisten Hofhaimer »alternierte«, eine raffinierte Anreicherung des älteren Prinzip, wonach die Geistlichkeit ihre Gesänge, wie gewohnt, im einstimmigen »Gregorianischen Choral« absolvierte, dem die kunstvolle Polyohonie der eigens beigesteuerten mehrstimmigen Kompositionen begegnete. In kaiserlichen Messfeiern, ersetzte man die Choral dann durch die improvisierten, wohl hoch artifiziellen Einwürfe des Organisten.

Der Ritterschlag

Am 13. September 1506 kam es zu einem veritablen musikalischen Gipfeltreffen in Innsbruck. Der burgundische Herzog Philipp besuchte seinen Vater Maximilian - und im Gefolge beider Herrscher befanden sich auch die jeweiligen Hofmusiker. Nun war die burgundische Kapelle traditionsreich und galt als bestes Musikerensemble der Welt. Dennoch reüssierten die Musiker Maximilians glänzend und erwiesen sich den hochmögenden Gästen als ebenbürtig. Das beweist, welchen Rang Isaac seiner Kapelle zu geben vermocht hatte. Seine Kompositionen waren ohnehin unangefochtene Meisterwerke. Der aus Burgund angereiste Piere de la Rue und Isaac begegneten einander auf Augenhöhe. Isaacs Motette Virgo prudentissima stand de la Rues Requiem gegenüber: Es waren zwei der edelsten Werke der musikalischen Renaissance, die da erklangen.

Die Eleganz, mit der sich die vollkommen voneinander unabhängigen Stimmen verschlingen, ehe das Hinzutreten der Instrumente den Klang noch räumlich weitet, ist unübertrefflich.

Ludwig Sen(n)fl

Der geradezu spielerische Umgang mit hochkomplizierten Satztechniken erreicht bei Ludwig Sennfl dann noch eine Steigerung: Er setzt simple, volksliedartige Lieder - oft auf deftige Texte - in komplexe kontrapunktische Sätze, ohne die Leichtigkeit und Geschmeidigkeit einzubüßen. Die Kunst der Polyphonie strebt hier bereits einem einsamen Höhepunkt zu.

Sennfl hatte von Isaac die Arbeit an der großen Sammlung von Kompositionen zur musikalischen Ausgestaltung des Mess-Propriums übernommen: Der Choralis constantinus erschien erst nach Isaacs Tod. Isaac hatte, während er an der Seite Maximilians beim Konzil zu Konstanz weilte, mit der Arbeit an dem Werk begonnen. Der erste der drei Teile war für das Konstanzer Domkapitel bestimme, das die Sammlung in Auftrag gegeben hatte, zwei weitere Teile sollten der Wiener Hofmusikkapelle gehören.


↑DA CAPO